MILCHWIRTSCHAFT
Für die Molkereien und ihre Milcherzeuger war 2015 ein
sehr schwieriges Wirtschaftsjahr. Der Markt war nach
vorübergehend leichter Stabilisierung im 1. Quartal sehr
schwach. Wesentliche Ursache hierfür war ein anhaltend
hohes Angebot, das auf eine global schwächere Nach-
frage traf.
WEITERER ANSTIEG DER GLOBALEN
MILCHPRODUKTION – STARKER RÜCKGANG
DER WELTMARKTPREISE
Das Wachstum der weltweiten Milcherzeugung setzte
sich fort. Jedoch fiel es etwas geringer aus als im Vorjahr,
in dem weltweit hohe Preise die Produktion kräftig stimu-
liert hatten. Die FAO schätzt die Gesamtproduktion im
abgelaufenen Jahr 2015 auf 800,7 Mio. t. Dies entspricht
einem Anstieg um 1,5 % bzw. 11,7 Mio. t (Vorjahr +2,8 %
auf 789 Mio. t). Der mit rund 75 % größte Anteil am Zuwachs
entfiel erneut auf Asien und hier insbesondere auf Indien
als weltweit größtes Milcherzeugungsland. Dort erhöhte
sich die Produktion um 4,9 % bzw. 6,8 Mio. t auf nunmehr
rund 145 Mio. t. Steigerungen der Milcherzeugung waren
auch in der EU und den USA zu verzeichnen.
Beim Welthandel mit Milchprodukten wurde 2015 der
Wachstumstrend unterbrochen. Nach vorläufiger Ein-
schätzung der FAO ging das Handelsvolumen, umgerechnet
in Milchäquivalent, um 1,7 % auf rund 71,3 Mio. t zurück.
Dies entspricht einem Anteil von 8,9 % der Weltmilch-
produktion (Vorjahr 9,2 %). Nach wie vor ist der asiatische
Raum mit einem Anteil von knapp 60 % die für den globalen
Milchmarkt wichtigste Importregion. Erstmals seit 2006
sanken jedoch die Einfuhren – bedingt durch eine gesun-
kene Nachfrage aus China. Zudem belastete der bereits
im August 2014 von Russland ausgesprochene Einfuhr-
stopp für Milchprodukte aus Australien, Kanada, der EU,
Norwegen und den Vereinigten Staaten das Marktge-
schehen.
Während die wichtigsten Lieferregionen, die EU und
Ozeanien, ihre Ausfuhrmengen etwa auf Vorjahresniveau
halten konnten, verzeichnete die USA einen Rückgang
ihrer Exporte.
Angesichts des im Blick auf die gedämpfte Nachfrage
mehr als ausreichenden Angebots, standen die interna-
tionalen Preisnotierungen am globalen Milchmarkt unter
Druck. Die Weltmarktpreise starteten zu Jahresbeginn
2015 auf einem gegenüber dem Vorjahr geringeren Niveau.
Danach fielen sie nach einer kurzen Stabilisierung im
1. Quartal im Jahresverlauf weiter ab. Der FAO-Milchpreis-
index, der auf Basis von Exportpreisen für Butter, Voll-
milchpulver, Magermilchpulver, Käse und Kasein kalkuliert
wird, sank im Jahresdurchschnitt um 30 % unter den
Vorjahreswert. Damit lag er deutlich unter den Ergebnissen
der letzten fünf Jahre.
MILCHQUOTENREGELUNG
ABRECHNUNG DES MILCHQUOTENJAHRES
2014/2015 IN DER EU-28
Die in der EU in 2014 stark gestiegene Milchproduktion
zwang viele Milcherzeuger dazu, ihre Erzeugung zu
Beginn des Jahres 2015 zu drosseln. So bewegte sich die
Milchanlieferung an die EU-Molkereien im 1. Quartal um
rund 1,3 % unter der Vorjahreslinie. Dennoch kam es im
letzten Milchquotenjahr 2014/2015 zu einer Rekordabgabe-
zahlung: Gleich zwölf Mitgliedstaaten, darunter auch
Deutschland, hatten wegen Überschreitung ihrer natio-
nalen Milchquoten insgesamt rund 818 Mio. Euro Abgabe
zu entrichten. Somit haben sich die Strafzahlungen im
Vergleich zum Quotenjahr 2013/2014 (408 Mio. Euro
Abgabe) verdoppelt. Auf Deutschland entfiel für die Über-
lieferung von rund 1,1 Mio. t (3,7 %) eine Abgabe von
309 Mio. Euro.
MILCHAUFKOMMEN WICHTIGER EXPORTLÄNDER*
IN MIO. T
FAO-FOOD-PRICE-INDEX
Quelle
//
ZMB nach nationalen Statistiken
Quelle
//
FAO, monatlicher Foodprice-Index (nominal), 2002-2004=100
26
24
25
23
22
21
2013 2014 2015
20
März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
Feb.
Jan.
* Summe EU-28, USA, Neuseeland, Australien, Argentinien, Chile,
Uruguay, Weißrussland.
200
100
50
250
150
Food Price Index Milchpreisindex Getreidepreisindex
Jan. 94 Jan. 97 Jan. 00 Jan. 03 Jan. 06 Jan. 09 Jan. 12 Jan. 15
19
/
MILCHWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
//
INTERNATIONALE AGRARMÄRKTE